Aus, vorbei: Die Frühjahrsession im Bundeshaus wurde am Sonntagabend abrupt beendet – eine Woche früher als geplant. Doch das kam nicht ganz überraschend. Die Ratsgeschäfte wurden in den vergangenen Tagen zur Nebensache. Kaum jemand interessiert sich aktuell noch für die Änderung des Güterkontrollgesetzes, die Teilrevision des Datenschutzgesetzes oder das Verhüllungsverbot. Das Corona-Virus hat uns fest im Griff.
Fast im Stundentakt berichten Medien über neue Fakten zum Virus, Behörden informieren über weitere Massnahmen. Eine Negativmeldung jagt die nächste. Die Zeitungen und Online-News-Portale sind voll davon. So sind es für einmal nicht neue Gesetze oder Verordnungen aus Bundesbern, welche grosse Veränderungen mit sich bringen. Stattdessen schränkt aktuell vor allem das Virus unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben ein.
Virus schafft, was Politik nicht fertigbrachte
Dennoch darf die Schweiz nun nicht in völlige Hysterie ausbrechen, wir dürfen uns nicht entmutigen lassen. Jede Krise geht irgendwann vorüber und bringt vielleicht mittel- oder langfristig sogar positive Aspekte mit sich.
Keine vollgestopften Züge, weniger Parkplätze in den Städten und mehr Zeit für die Familie: Seit Jahren unterstrichen etliche Politikerinnen und Politiker immer wieder die Vorteile von Homeoffice. Dennoch war Homeoffice bisher nur in wenigen Betrieben überhaupt möglich. Ganz anders aber jetzt: Viele Büros bleiben geschlossen. Das Corona-Virus zwingt viele Leute dazu, von zuhause zu arbeiten – wenn dies in der jeweiligen Branche überhaupt möglich ist. Die Leute sind gefordert, sich mit digitalen Tools oder Telefonkonferenzen vertraut zu machen. Das müssen wir nun als Chance sehen. Vielleicht macht das Corona-Virus Homeoffice auch für «normale» Zeiten salonfähiger.
Pflegepersonal verdient Respekt
Besonders gefordert ist nun aber das Gesundheitswesen und wir wissen nicht, was alles noch auf uns zukommt. Daher bin ich froh, dass noch nicht sämtliche kleineren Regionalspitäler in der Schweiz in den vergangenen Jahren dem Sparhammer zum Opfer gefallen sind und dass auch Uri mit dem neuen Kantonsspital gewillt ist, in die Gesundheitsversorgung unseres Kantons zu investieren. Spitäler leisten einen wesentlichen Beitrag für unsere Gesundheitsversorgung – nicht nur in Krisenzeiten. Vielleicht hilft das Corona-Virus uns wieder begreiflich zu machen, dass eine gute Gesundheitsversorgung die Kantone etwas kosten darf.
Auch Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Pflegepersonal sowie Betreuerinnen und Betreuer leisten sehr wertvolle Arbeit für unsere Gesellschaft. Im Internet kursieren in diesen Tagen Videos aus Italien, in denen Personen von Balkonen oder aus offenen Fenstern dem Pflegepersonal für seinen unermüdlichen Einsatz applaudiert. Doch ich meine: Diese Arbeitskräfte hätten nicht nur in Krisenzeiten mehr Respekt und Wertschätzung verdient.
Jung und Alt als Team
Krisenzeiten verbinden, die Solidarität spielt. So auch jetzt: Viele junge Menschen organisieren sich in der Schweiz in Online-Plattformen zu Gruppen. Sie stellen sich als Freiwillige zur Verfügung, um älteren Personen, die einer Risikogruppe angehören, oder Menschen, die sich zuhause in Quarantäne befinden, zu helfen. Sie anerbieten sich beispielsweise, um diese Leute mit Lebensmittel zu versorgen. Oder sie betreuen Schulkinder, deren Eltern der Arbeit nachgehen. Solche Aktionen freuen mich. Doch dieser Zusammenhalt in der Gesellschaft würde ich mir nicht nur in Krisenzeiten wünschen.
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